Frau mit Parkinson beim Training mit Hanteln

Parkinson und Bewegung

Sportliche Betätigung kann dazu beitragen, die Beschwerden der Parkinson-Erkrankung zu lindern. In wissenschaftlichen Studien wurde außerdem bereits gezeigt, dass auch Medikamentennebenwirkungen, wie Überbeweglichkeit (Dyskinesie) aufgrund einer Levodopa-Einnahme, verringert werden können.

Wie wirkt sich Sport auf die Erkrankung aus?

Die Wirkung sportlicher Betätigung wird auf zwei Ursachen zurückgeführt. Zum einen nimmt man an, dass durch die Bewegung „ruhende“ Nervenzellen angeregt werden. Diese ersetzen dann die kranken Zellen. Zum anderen fördert der Sport möglicherweise die Aufnahme der Parkinson-Medikamente aus dem Darm und verbessert so deren Verteilung im Körper und Wirkung.

Viele Parkinson-Patient:innen schrecken vor körperlicher Anstrengung zurück, da sie ihre Beschwerden in Ruhe weniger spüren als in Bewegung. Doch leider ist das nicht hilfreich. Im Gegenteil! Patient:innen sollten sich nicht dazu verleiten lassen, in Passivität zu verfallen. Schon bei gesunden Menschen führt ein Bewegungsmangel zu Beeinträchtigungen wie Osteoporose, Muskelschwund und Herz-Kreislauf-Beschwerden. Bei Parkinson-Erkrankten können diese Probleme noch wesentlich stärker ausfallen.

Frau dehnt sich

Wie oft trainieren?

Wie bei den Medikamenten kommt es auch beim Sport auf die richtige Auswahl und Dosis an. Am besten können hier Sportmediziner:innen beraten.


Gerade zu Beginn der Erkrankung sind die Einschränkungen gering und Betroffene können recht aktiv sein. Aber auch im Verlauf, wenn einige Bewegungen schwerer fallen, wirkt sich Sport vielfach positiv aus. Welche Sportart mit welcher Intensität geeignet ist, hängt entscheidend vom Krankheitsstadium und den körperlichen Einschränkungen ab. Insbesondere bei älteren Patient:innen oder bei ausgeprägten Bewegungsstörungen sollte die Wahl der Sportart dabei immer in Abstimmung mit dem Arzt/der Ärztin erfolgen.

Es kann auch sinnvoll sein, sich einer Parkinson-Sportgruppe anzuschließen. Adressen kann man bei den regionalen Parkinson-Selbsthilfegruppen erfragen. Solche Gruppen werden oft von erfahrenen Übungsleitenden betreut. Die gemeinsame sportliche Betätigung sorgt für eine gewisse Regelmäßigkeit, bringt neue soziale Kontakte und beugt einer Über- oder Unterforderung vor. Die Kosten für ein solches Training werden von manchen Krankenkassen anteilig übernommen. Natürlich können Patient:innen auch alleine oder mit Partner:innen und Freund:innen trainieren. Mehr Informationen zu geeigneten Sportarten finden Sie weiter unten.

Nach Möglichkeit sollte mindestens zweimal pro Woche trainiert werden. Die Trainingseinheiten sollten zu Tageszeiten absolviert werden, an denen die Beweglichkeit besonders gut ist. Jede Trainingseinheit sollte nicht länger als 45 bis 60 Minuten dauern. Mit spürbaren Besserungen und Leistungssteigerungen ist nach ein bis zwei Monaten zu rechnen. Die Intensität, Häufigkeit und Dauer des Trainings werden langsam gesteigert, damit der Körper sich anpassen kann. Wichtig ist, dass regelmäßig und dauerhaft Sport getrieben wird, da die Trainingserfolge sonst innerhalb weniger Wochen und Monate wieder komplett verloren gehen. Grundsätzlich wirkt sich jede Art von sportlicher Aktivität positiv auf die psychische und physische Gesundheit und somit auf die Fitness aus, weshalb es sich lohnt, aktiv zu bleiben.

Welche Sportarten sind geeignet?

Bei den Übungen sollte insbesondere Wert auf Beweglichkeit, Gleichgewichtssinn, Kraft, Körperhaltung und Koordination gelegt werden. Patient:innen müssen selbst herausfinden, welche Form von Sport und welche Übungen persönlich am besten für sie geeignet sind. Sportarten mit erhöhter Sturzgefahr wie Rollschuh- oder Skilaufen sollten allerdings gemieden werden. Weniger geeignet sind außerdem Sportarten wie Tennis oder Volleyball, die eine hohe Anforderung an die Reaktion und Schnellkraft stellen. Patient:innen sollten eine Sportart wählen, die ihnen Spaß macht und bei der sie Erfolge feststellen. Spaß und positive Erfahrungen erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass der Sport regelmäßig ausgeübt wird. Besonders gut geeignete Sportarten für Parkinson-Patient:innen sind Wandern, Schwimmen und Gymnastik.

Wandern

Speziell in höheren Stadien der Erkrankung reichen bereits kleine Spaziergänge oder Wanderungen aus, um die stark reduzierte Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems wieder zu steigern. Die Bewegung an der frischen Luft und die damit verbundene Sonneneinstrahlung verbessern zudem die Vitamin-D-Produktion und beugen so Depressionen vor. Besonders empfehlenswert für Parkinson-Patient:innen ist auch das Nordic Walking. Über den Stockeinsatz können nämlich Gleichgewichtsstörungen kompensiert und gleichzeitig die Oberkörpermuskulatur trainiert werden.

Schwimmen

Beim Schwimmen sind vor allem die Rücken- oder Kraultechnik zu bevorzugen. Brustschwimmen kann dazu führen, dass die ohnehin schon verspannte Schulter- und Nackenmuskulatur noch weiter belastet wird. Ideal sind Wassertemperaturen zwischen 28 und 30 Grad. Bei Patienten mit Schwankungen der Beweglichkeit muss aus Sicherheitsgründen eine Aufsichtsperson im Becken sein.

Gymnastik

Parkinson-Gymnastik trägt wesentlich zur Verbesserung oder Erhaltung der Beweglichkeit der Gelenke bei. Sie vermindert zudem die Muskelsteifigkeit. Sie ist eine ideale Ergänzung zu Ausdauersportarten wie Wandern oder Schwimmen. Gymnastische Übungen haben den Vorteil, dass meist nur wenige Hilfsmittel dafür nötig sind und dass sie sowohl in der Gruppe als auch alleine in der eigenen Wohnung durchgeführt werden können. 


Eine spezielle Form der Gymnastik ist die Wassergymnastik. Insbesondere dieses Training im warmen Wasser entspannt die Muskeln und verbessert die Körperwahrnehmung. Die Überwindung des Wasserwiderstandes ist zudem eine angenehme Form des Krafttrainings. Allerdings sollte im Nichtschwimmerbecken und in der Nähe von Haltegriffen geübt werden.

Tischtennis

Beim Tischtennis werden sowohl Kopf als auch Körper gefordert. Durch die nötige Augen-Hand-Koordination und die großen Bewegungen werden alle Gehirnregionen angesprochen. Tischtennis verbessert die Mobilität, Sprache und Handschrift von Patient:innen. Neben diesen sportlich-gesundheitlichen Aspekten verbindet es außerdem noch den Spaß am Spiel mit der Geselligkeit und wirkt so der häufig auftretenden sozialen Isolation bei Parkinson entgegen.

Der PingPongParkinson Deutschland e.V ist ein Verein mit fast 200 Stützpunkten deutschlandweit, in dem man Tischtennis spielen kann. Dieser wurde 2020 aus einem Zusammenschluss mehrerer Selbsthilfegruppen sowie Einzelner gegründet und agiert inzwischen weltweit. Im Fokus des Vereins steht der offene Umgang mit der Erkrankung und die Stärkung der Solidarität und des Zusammenhalts. Mehr Infos gibt hier.

 

 

Therapeutisches Klettern

Eine neue Form des Trainings für Parkinson-Patient:innen ist das therapeutische Klettern. Es verbessert zum einen die Kondition und zum anderen die Körperkoordination. Das Training findet an speziellen Wänden ohne Sturzgefahr statt. Eine Verbesserung der Kraft und Ausdauer von Händen und Füßen sowie der Körperspannung wird durch das Hochheben des eigenen Körpergewichts an der Wand erzielt. Gleichzeitig werden das räumliche Orientierungsvermögen und die Balance verbessert.

 

Zusätzlich hat das Klettern positive Effekte auf die Psyche, denn es fördert Mut, Willenskraft, Ausdauer und Motivation. Mittlerweile gibt es erste Parkinson-Spezialkliniken, die therapeutisches Klettern als Rehabilitationsmaßnahme anbieten.

 

Mehr Informationen zum therapeutischen Klettern finden Sie hier:

Therapeutisches Reiten (Hippotherapie)

Auch das therapeutische Reiten gehört zu den neueren physiotherapeutischen Maßnahmen bei Parkinson. Die Behandlung wird von Physiotherapeut:innen mit Zusatzausbildung in der Hippotherapie durchgeführt. Das Pferd wird am Langzügel geführt und geht in der Gangart Schritt, in der sich die medizinisch wirksamen Elemente voll entfalten. Die vom Pferd ausgehenden dreidimensionalen Schwingungen verbessern Haltungs-, Gleichgewichts- und Stützreaktionen des Körpers und trainieren das Raum-, Lage- und Körperbewusstsein, die Bewegungsplanung sowie die Reaktionsfähigkeit. Gleichzeitig wird auch die Muskelanspannung reguliert.

Bewegungsübungen

Durch regelmäßige gezielte Übungen bleiben Parkinson-Erkrankte beweglich und können auch schwierig gewordene Tätigkeiten trainieren, so dass ihnen diese wieder leichter fallen. Die eigenständige Gymnastik zu Hause ist von entscheidender Bedeutung – und zwar in jedem Stadium der Parkinson-Erkrankung. Folgend werden einige Übungen vorgestellt:

Schwungvolle Arm-/Beinkoordination

Übung 1: Setzen Sie sich aufrecht auf die vordere Hälfte eines Stuhls. Pendeln Sie zunächst mit den Armen gegenläufig nach vorne und nach hinten und führen Sie zusätzlich gegenläufige Tretbewegungen mit den Beinen aus.

Übung 2: Heben Sie dann Ihre Arme auf Schulterhöhe und halten Sie sie rund, als würden Sie einen großen Ball umfassen. Bleiben Sie stabil und drehen Sie den Oberkörper 10-mal flüssig nach links und rechts. Dabei bleiben die Schultern unten.

Rotation und Dehnung der Halswirbelsäule

Übung 1: Setzen Sie sich auf einen Stuhl mit Rückenlehne, lehnen Sie sich daran an und richten Sie den Rücken auf. Gleichzeitig halten Sie sich mit beiden Händen an der Sitzfläche fest. Nun drehen Sie den Kopf abwechselnd 3-mal nach links und nach rechts Richtung Schulter.


Übung 2: Halten Sie sich weiterhin mit einer Hand am Stuhl fest – mit der anderen Hand umgreifen Sie nun Ihren Kopf am Ohr und dehnen ihn mit der Halswirbelsäule achtsam zur Seite. Dann wiederholen Sie die Dehnung auf der anderen Seite.

Brust-, Schulter- und Armstreckerkräftigung

Übung 1:  Sie befinden sich im stabilen Stand und halten ein Gymnastikband gespannt etwa schulterbreit vor Ihrem Oberkörper. Drehen Sie nun Ihre Hände ein, um das Band einmal um Ihre Hände zu wickeln. Führen Sie dann das Band hinter Ihren Rücken unter Ihre Schulterblätter. Von dort aus bewegen Sie Ihre Arme nach vorne, bis die Ellbogen fast ganz durch-gestreckt sind. Wiederholen Sie die Übung 6–8-mal.

Übung 2: Umwickeln Sie eine Hand einmal mit dem Gymnastikband und legen sie auf dem unteren Rücken ab. Die andere Hand bewegt sich mit einer leichten Drehbewegung nach oben und zieht das Band maximal in die Länge. Diese Übung wiederholen Sie ebenfalls 6–8-mal.

Armbeuger- und Schulterkräftigung

Übung 1: Sie stehen in Schrittstellung und haben ein Gymnastikband unter Ihrem Fuß platziert. Das Band greifen Sie fast an den Enden und drehen nun die Hände ein, um sie mit dem Band einmal zu umwickeln. Die geschlossenen Handinnenflächen zeigen nun zu Ihnen. Sie beugen gleichmäßig die Arme und ziehen das Band in die Länge – dabei bleiben die Ellbogen dicht am Körper. Das wiederholen Sie 6–8-mal.

Übung 2: Lösen Sie dann das Band unter Ihrem Fuß, führen Sie es vor Ihren Oberkörper und kürzen Sie es nochmal, indem Sie erneut Ihre Hände umwickeln (je kürzer das Band, desto anstrengender!). Dann ziehen Sie das Band maximal auseinander. Ihre Arme bleiben dabei stets auf Schulterhöhe und die Schultern sind entspannt.

Wirbelsäulenrotation

Übung 1: Sie liegen auf dem Rücken und unterstützen den Kopf mit einem Kissen. Ihre Beine sind hüftbreit aufgestellt und die Arme T-förmig zur Seite ausgestreckt. Nun lassen Sie Ihre angewinkelten Beine zu einer Seite sinken, während die Schultern fest am Boden bleiben. Dann kehren Sie in die Ausgangsposition zurück und wechseln die Seite. Die Übung wiederholen Sie insgesamt 2-mal auf jeder Seite.


Übung 2: Strecken Sie Ihre Beine gerade nach vorne aus. Heben Sie dann Ihr linkes Bein und führen Sie es nach rechts, bis Ihre Fußspitze den Boden berührt. Gleichzeitig strecken Sie den linken entgegengesetzten Arm diagonal nach oben aus, sodass er mit dem linken Bein eine gerade Linie bildet. Anschließend kehren Sie in die Ausgangsstellung zurück und wiederholen die Übung auf der anderen Seite.

Seitliche Rumpfschaukel

Übung 1: Sie liegen auf dem Rücken mit den Armen in der T-Position und unterstützen den Kopf mit einem Kissen. Nun klatschen Sie ausgestreckt mit der linken in die rechte Hand, indem Sie sich zur rechten Seite drehen.

Übung 2: Anschließend klatschen Sie mit der rechten in die linke Hand und rotieren zur linken Seite. Wiederholen Sie die Übung insgesamt 6–8-mal.

Bewegungsübungen-Poster

Bewegungsübungen-Poster

Laden Sie sich das Bewegungsübungen-Poster mit verschiedenen Übungen zur
Unterstützung von Gleichgewicht und Koordination für zuhause herunter.

Erfahren Sie mehr über Morbus Parkinson

Frau mit Parkinson hält eine Tasse in zitternden Händen

Die klassischen Parkinson-Symptome können mit bloßem Auge sichtbar sein. Doch es gibt auch weitere Beschwerden, die nicht auf den ersten Blick zu erkennen sind.

Parkinson-Patientin wird bei der Physiotherapie massiert

Patient:innen, die durch motorische Symptome im Alltag beeinträchtigt sind, sollen Physiotherapie erhalten. Das kann helfen, Beweglichkeit und Selbstständigkeit länger zu bewahren.

Parkinson-Syndrom geht mit dem Hund spazieren

Parkinson wirkt sich vor allem auf die Bewegungsabläufe der Betroffenen aus. Das kann den Alltag erschweren. Doch es gibt verschiedene Hilfen, die das Leben mit Parkinson erleichtern können.